Warägische Delegation zu Gast bei Bauke Bos

      Warägische Delegation zu Gast bei Bauke Bos

      Am Internationalen Flughafen von Giethooven wartete Bauke Bos auf das Eintreffen der warägischen Delegation. Bei dem lobensteiner Außenminister waren die Waräger nicht sonderlich beliebt, schließlich waren sie bekannt für ihr ungehaltenes Auftreten und nicht zuletzt auch für ihren Hass auf Protestanten. Doch die Regierung in Lobenstein setzt sich für die protestantische Minderheit in Warägien ein und dafür, dass diese mit gleichen Rechten in Warägien leben kann.

      Dies wird auch das Hauptgesprächsthema dieses Treffens werden. Die warägische Regierung greift derzeit zu den Waffen, um die protestantischen Bestrebungen nach mehr Autonomie zu unterdrücken. Die Lobensteiner Regierung fordert einen unmittelbaren Waffenstillstand. Dies muss eine sofortige Forderung sein, um weitere Verhandlungen führen zu können.

      Bevor das warägische Flugzeug landet, wurde eine kleine Formation der königlichen Garde aufgestellt, wie es zum Protokoll für Staatsbesuche gehört. Vom Flughafen geht es dann direkt ins Außenministerium im Stadtzentrum Giethoovens. Dort wurde ein Konferenzsaal vorbereitet, wo die Gespräche geführt werden.

      Für Bauke Bos sind diese Gespräche auch von wichtiger parteilicher Wichtigkeit. Für die Wahlen zur Zweeden Kamer im nächsten Jahr will Bos als Spitzenkandidat der AvL ins Rennen gehen und erhofft sich, dass seine Partei stark genug wird, um den Premierminister zu stellen. Gute Auftritte in seiner derzeitigen Position als Außenminister könnten Bos zu einer größeren Popularität verhelfen.



      Während des Fluges nach Gletooven hatten sich Jarl Ragnar und sein Bruder Rollo noch einmal abgestimmt, was die zu erwartenden Gespräche betraf. Sicherlich würde man eine Aufhebung der Sanktionen gegen die Protestanten erwirken wollen, welche als Folgen des durch ebendiese Fraktion vom Zaun gebrochenen Bürgerkrieges auf Upsallah verhängt worden waren. Der Krieg war nun schon seit knapp einem Jahr beendet. Und aus der Sicht des warägischen Volkes hatten sich die Protestanten ihre Einschnitte selbst zuzuschreiben. Aber es konnte keine Dauerlösung sein, barg es doch den Keim eines erneuten aufbegehren in sich. Daher war man der Einladung aus Lobenstein gefolgt, um einen Kompromiss zu finden.
      Die Wünsche nach Restriktion des warägischen Volkes mussten gewahrt werden, ebenso der Ruf nach trotz allem würdiger Behandlung durch die Internationale Gemeinschaft. Es würde schwer werden. Als die Maschine aufsetzte, verstauten beide ihre Dokumente in ihren Rucksäcken. Diese waren aus Sicht der beiden Waräger handlicher als klobige Aktentaschen. Man vollführte das übliche Begrüßungszermoniell, verzichtete dabei wohlwissend um der Situation auf die übliche, warägische Art der Begrüßung. Man blieb bei einem einfachen Händedruck.

      Quellen / Badiya
      Bauke Bos empfing die warägische Delegation in einer kurzen Begrüßungszeremonie. Die Flaggen beider Länder wurden gehisst und die Nationalhymnen wurden gespielt. Danach ging es direkt weiter ins Außenministerium. Es wurde einer der großen Konferenzsäle vorbereitet, für die beiden Delegationen. Es stehen zwei kleine Flaggen der beiden Länder auf dem Tisch, und für jeden Platz steht eine kleine Wasserflasche und ein Glas bereit. Die Waräger trinken auch zu diplomatischen Gesprächen gerne mal ein wenig Met, jedoch wurde hier bewusst darauf verzichtet. Alkohol zu diplomatischen Gesprächen käme in Lobenstein einem kleinen Affront gleich. Zusammen mit Bauke Bos waren auch verschiedene Abteilungs- und Unterabteilungsleiter aus dem Außen-, Innen-, und Sozialministerium anwesend. Es sollen natürlich die verschiedenen Optionen ausgelotet werden. Im Raum steht, dass Lobenstein unter anderem viele Flüchtlinge aus Warägien aufnimmt, jedoch diese dann auf verschiedene Nationen in West-Euridika aufgeteilt werden. Solch eine Politik würde allerdings der Leitlinie für Flüchtlinge der AvL widersprechen. Die Partei setzt sich vor allem dafür ein weniger Flüchtlinge aufzunehmen. 2015 wurde eine historische Einigung mit dem andermannischen Kaiserreich erreicht. Mehrere 100.000 Flüchtlinge wurden so an das Andermanreich übergeben. Der entscheidende Unterschied könnte hier sein, dass die Flüchtlinge aus Warägien nicht aus Inana kommen oder Asua kommen, kulturelle Unterschiede also nicht groß in die Waagschale geworfen werden. Zudem handelt es sich wohl um lediglich bis zu 30.000 Menschen aus Warägien. Eine vermeintlich geringe Zahl. Laut Umfragen sprechen sich viele Menschen in Lobenstein für eine Hilfe der Protestanten in Warägien aus.

      “Es freut mich natürlich sehr, dass wir uns heute hier zusammen finden konnten, Herr Jarl. Die Warägische Volksunion und ihre Traditionen werden von vielen Lobensteiner bewundert. Die warägische Bescheidenheit, die Schlichtheit mit der gewisse Angelegenheiten behandelt werden, ist hier hoch angesehen und wir könnte uns sicherlich daran mal ein gutes Beispiel nehmen. Auch aufgrund dieser Bewunderung plant man natürlich schon seit langem mit einer Partnerschaft mit ihrer glorreichen Nation. Zusammen können wir sicherlich innerhalb West-Euridikas viel erreichen und auch auf größeren Ebenen könnte eine Zusammenarbeit von großem Wert für unsere Völker sein.

      Bevor diese Zusammenarbeit jedoch vertieft werden kann, muss die Protestanten-Krise in Warägien gelöst werden. Diese stellt für uns ein großes Hindernis dar, um eine Partnerschaft zu vertiefen. Die lobensteiner Bevölkerung hat die Geschehnisse auf Upsallah leider mit viel Unmut aufgenommen. Wir wollen da als eine Art Mediator eine Lösung finden, die alle Parteien zufrieden stellen kann. Aus diesem Grund müssen ein paar Grundsatzfragen geklärt werden. Zu aller Erst: Inwiefern besteht die Bereitschaft von beiden Seiten eine friedliche innerstaatliche Lösung zu finden, eine Integrierung der protestantischen Minderheit zurück in die warägische Gesellschaft. Die lobensteiner Regierung könnte hier eine ausgedehnte kulturelle Zusammenarbeit und auch kulturelle Weiterbildung anbieten, um beide Konfliktparteien in einem friedlichen Zusammenleben zu lehren”



      Als man das Begrüßungszermoniell hinter sich hatte und schließlich in dem Konferenzraum angekommen war, setzten sich die beiden Brüder. Aufmerksam verfolgten die beiden die kleine Ansprache ihres Gastgebers. Als dieser schließlich damit fertig war, goßen sich beide ein Glas Wasser ein. Darauf hin übernahm Ragnar, Oberster aller Waräger und ältester, das Wort.

      "Es freut mich, Herr Bos, das unsere Kultur und Tradition in ihrem Land, anders als in vielen anderen, nicht belächelt wird. Sicherlich können wir auch viel voneinander lernen, da bin ich mir sicher. Aber das können wir sicher zu einem anderen Zeitpunkt besprechen. Den Grund für unsere Treffen haben sie ja bereits erwähnt. Ich will auch ihre erste Frage gleich beantworten: Die Protestanten, also jene, welche hinter dem Aufstand auf Upsallah stehen oder mit ihm sympathisiert haben, sind entweder inhaftiert und warten auf ihren Prozess oder stehen unter strenger Beobachtung. Ich kann sie auch gleich beruhigen, der Anteil an inhaftierten begrenzt sich auf die Rädelsführer und ihrer Vertrauten. Alles in allem "nur" 17 Personen. Deren Schicksal ist dabei hier nicht verhandelbar. Der Rest, nun, es gab letztes Jahr, im September, ein Thing, in dem das Volk abstimmen konnte, wie mit ihnen verfahren werden soll. Dabei wurden nur diejenigen protestanten gemeint, die direkt oder indirekt an dem Aufstand beteiligt sind. Wie sie aus dem Ergebnis des Things selbst sehen können, möchte das Volk nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Sie sind ausgestoßene, unerwünschte Personen. Wir haben die Ausweisung der betreffenden Personen nach der Kritik dem gegenüber vorerst gestoppt. Aber wir müssen eine Lösung finden. In der Warägischen Volksunion selbst können sie auf Dauer nicht bleiben. Uns liegt ebenso daran, das ganze entgültig zu Ende zu bringen, wie ihnen. Doch dafür müssen die betroffenen Protestanten aus Warägien ausreisen. Und ich muss noch erwähnen, das durch die Aufständischen nicht nur warägische Soldaten und Zivilisten ums Leben kamen, sondern auch taussische Soldaten dabei ihr Leben verloren haben."

      Quellen / Badiya
      Selbstverständlich sträubte sich Bos bereits im Vorfeld des Treffens den Warägern anzubieten Flüchtlinge aufzunehmen. Es käme quasi einem Verrat seiner eigenen Politik und der Politik seiner Partei gleich. Nicht zuletzt würde es ihn auch in eine überaus ungünstige Verhandlungsposition für zukünftige Aufeinandertreffen bringen, sollte er die warägischen Protestanten mit einem Lächeln und offenen Armen empfangen. Die Frage, die sich Bos stellen musste, war allerdings, ob eine Aufnahme von Flüchtlingen in geringem Maße von Vorteil für die warägisch-lobischen Beziehungen wäre. Eventuell könnte dies eine Möglichkeit sein, um die euridischen Nationen näher zueinander zu führen. Calisia, Voorlandt oder Achtland könnten bei der Aufnahme behilflich sein. Bevor dahingehend jedoch keine Klarheit herrschte, könne man in Lobenstein keine Angebote machen, Flüchtlinge aufzunehmen. Vordergründig muss Bos also erst einmal versuchen die Problematik zwischen der Regierung und der religiösen Minderheit zu lösen.

      “Selbstverständlich habe ich vollstes Verständnis für die Reaktion der warägischen Regierung. Jedoch ist es natürlich auch von äußerster Dringlichkeit, dass in jedem Mitgliedsland der VS die Rechte von Minderheiten anerkannt und geachtet werden. So sehr die Ansichten derzeit auch auseinander liegen, es muss ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, wodurch das zukünftige friedliche Zusammenleben gewährleistet wird. Bevor gleich die gesamte VS auf den Plan gerufen wird und die ganze Thematik größer gemacht wird, als sie eigentlich ist und gleich jemand nach Sanktionen schreit, würde ich anbieten, dass mein Außenministerium eine Art Mediator-Funktioniert einnimmt und versucht die Wogen zwischen den Fronten zu glätten. Denn solange keine friedliche internationale Lösung gefunden werden kann, wäre eine Abschiebung einer gesamten religiösen Minderheit ein schwerer Bruch des Völkerrechts. Ich will Ihnen da jetzt natürlich nicht zu nahe treten und unter keinen Umständen will ich die Entscheidung des warägischen Volkes unterbinden, aber solch ein schwerer Verstoß gegen das Völkerrecht muss selbsterklärend verhindert werden. Warägien könnte seine gute Reputation aufs Spiel setzen. Das Wohlergehen des warägischen Volkes steht für mich und für Sie dabei natürlich an erster Stelle. Sollte also tatsächlich keine innerstaatliche Lösung gefunden werden können, schlage ich vor, dass eine Konferenz der West-Euridischen Staaten zusammen gerufen wird, um diese Krise zu lösen, bevor der Rest der Welt ebenfalls involviert wird.”



      Da die protestantische Minderheit nach dem Aufstand, obwohl er niedegeschlagen wurde, fortan zum Teil, also jene, welche mit dem Aufstand Sympathisierten, als Sicherheitsrisiko betrachtet worden, war es an Arl Rollo zu antworten, da die fragen damit in sein ressort fielen.

      "Zuerst kann ich ihre Bedenken diesbezüglich nachvollziehen, Herr Bos. Doch bedenken sie dabei: Wie mein Bruder schon beschrieben hat, reden wir hier nicht von der gesamten, protestantischen Minderheit, sondern nur, wenn auch einem verhältnissmäßig großen, Teil der Minderheit, nämlich knapp 30.000 von ca. 80.000. Die Innerstaatliche Lösung sieht vor, diese betreffenden Personen auszuweisen, so wie es der Wille des Volkes ist. Jetzt Wissen mein Bruder und ich selber nicht auf Anhieb, wohin mit ihnen. Deswegen haben wir den gesprächen mit ihnen als Vermittler zugestimmt. Wir wollen sie jetzt auch nicht einfach so auf die Straße setzen und verjagen. Das wäre selbst für unsere Verhältnis zu kaltherzig."...ein kleines Lächeln umspielte die Lippen Arl Rollos..."Der Rest von ca.50.000 kann mit seinen Priviligien, welche sie genießt, ruhigens Gewissens in Warägien verbleiben. Einer Konferenz von Staaten, welche für die Aufnahme in Frage kommen würden, würden wir zustimmen. Natürlich unter ihrer Leitung, Herr Bos."

      Quellen / Badiya
      Bauke Bos hörte aufmerksam seinem Gegenüber zu und folgte den Ausführungen. Auf der einen Seite schien die Hoffnung, dass das warägische Volk noch nicht komplett und vollends mit der protestantischen Religion gebrochen hat, auf der anderen Seite ist man in Warägien bis in die Haarspitzen davon überzeugt 30.000 Menschen aus dem Land zu werfen. Das bringt natürlich einige Probleme mit sich.

      “Darf ich fragen nach welchen Kriterien diese 30.000 Menschen ausgewählt werden? Liegen gegen all diese Menschen Beweise vor, dass sie eine terroristische Vereinigung unterstützt haben? Das Problem ist natürlich, dass man in keinem Land der Welt gerne Terroristen aufnehmen wird. Weiter gedacht bringt das dann die Problematik mit sich, dass diese Menschen noch immer warägische Bürger sind, sprich Sie können diese Menschen nicht einfach aus dem Land werfen, weil sie kein anderes Land aufnehmen wird. Aus diesen genannten Gründen ist die Aufnahmebereitschaft mehrerer Länder gefragt. Die west-euridische Staatengemeinschaft wird jedoch nicht leicht davon überzeugt werden können, einige tausend Terroristen aufzunehmen, die nicht die Sprache des Landes sprechen, eine andere Kultur haben und im Grunde nur auf den Sozialkassen der anderen Völker West-Euridikas liegen. Diese Menschen haben schließlich aufgrund von Kulturunterschieden für ihre Autonomie gekämpft. Dieser Drang eine eigene Gemeinschaft zu bilden, ein eigenes Volk mit all den dazugehörigen Rechten und Pflichten zu sein, wird sich nicht in Luft auflösen. Wie gedenken Sie also bei einer Multilateralen Konferenz vorzugehen? Nett zu fragen und ein höfliches Lächeln wird womöglich nicht genügen, befürchte ich. Wären Sie bereit für die Beseitigung dieser Krise wirtschaftliche Zugeständnisse zu machen? Die Märkte zu öffnen, Zölle zu senken und nicht-tarifäre-Barrieren zu entfernen?”



      Ab hier übernahm Jarl Ragnar das Wort von seinem Bruder und straffte sich in seinem Stuhl, so gut wie es ging.

      "Nun, Aufgrund von Zeugenaussagen und Geständnissen und der Arbeit unseres Inlandsgeheimdienstes konnten wir eine Liste derer Zusammenstellen, welche direkt mit dem Aufstand in Verbindung gebracht werden oder mit ihm symphatisiert haben. Für uns sind es weniger Terroristens, als unerwünschte Personen, ausgetoßene aus der Gesellschaft. Natürlich haben wir die Namen der betroffenen Personen nicht öffentlich gemacht. Das würde in einem Blutbad enden. Jene, welche man als Terroristen bezeichnen kann, liegen entweder Tod auf den Schlachtfeldern Upsallahs oder sitzen in den Gefängnissen der Union. Wobei der überwiegende Teil im Kampf ums Leben kam. und selbst, wenn sie nur mit dem Aufstand symphatisiert haben, sind sie in den Augen des Volkes ein Risiko. Und niemand lebt gerne mit einem Risikofaktor in seiner Nachbarschaft."

      Quellen / Badiya
      Bos war etwas überrascht über die Antwort seines Gegenüber. Entweder ihm ist der letzte Satz ausversehen über die Lippen gelaufen, oder der Jarl wollte Bauke Bos zum Narren halten. In Warägien wolle man also nicht in der Nachbarschaft zu einem Risiko leben, aber für Lobensteiner solle dies in Ordnung sein?

      “Und genau dieses Risiko in der Nachbarschaft stellt eben ein Problem dar. Nicht nur für unser Land, sondern für alle Länder. Wenn diese Flüchtlinge Warägien verlassen, ist leider nicht gegeben, dass diese sich einfach mit dieser neuen Situation abfinden. Viel eher besteht natürlich weiterhin die Gefahr, dass diese Personen immer noch Bestrebungen haben, eine gewisse Einigkeit und Unabhängigkeit zu erwirken. Ich würde annehmen, dass auch aus anderen Nationen der Kampf gegen die vermeintliche Unterdrückung in dem Heimatland weitergeführt wird.

      Das heißt, eine einfache unverbindliche Hilfe in Bezug auf diese Problematik wird es nicht geben können. Wir müssen diese Krise dauerhaft aus der Welt schaffen können. Es stellt sich also die Frage, inwiefern Sie Ihren Partnern in Euridika entgegen kommen können, damit diese Ihnen langfristig bei der Beseitigung dieser Spannungsgeladenen Situation helfen können?”



      Der Jarl räusperte sich, als Bauke Bos auf das Problems des Risikos zu sprechen kam.

      "Ich glaube, ich habe mich etwas schammig ausgedrücktr, Herr Bos. Diese betreffende Gruppe von sympathiesanten ist, zumindest aus meiner Sicht und der meines Bruders, nur in Warägien ein Risiko. Wir denken nicht, das sie in einem Land ein Risiko darstellen, in denem Protestantismus die Staatsreligion ist wie bei uns das Heidentum und die betreffenden Protestanten in diesem Falle dann keine Minderheit mehr stellen würden. Wir könnten dabei eventuell helfen, in dem wir eine Institution oder eine Komission schaffen oder etwas in der Art, welche mögliche Verwandte in den in Frage kommenden Ländern ermitteln würde. Wir könnten auch für einen Teil der Kosten, welche durch die Umsiedlung enstehen, aufkommen."

      Quellen / Badiya
      Der Jarl schien in keinster Weise auf die Kompromissvorschläge von Bos eingehen zu wollen und aus Bos’ Sicht unterschätzte er die Situation ganz klar. Ein Analysepapier aus dem Außenministerium bewertet eine Aufnahme von einer großen Anzahl an Protestanten aus Warägien als Gefahr für die nationale Sicherheit. Die warägische Mentalität gepaart mit dem Drang nach Autonomie und Unabhängigkeit sind eine gefährliche Mischung, die sich nicht in Luft auflöst, wenn die warägische Regierung die ganze Bevölkerungsgruppe enteignet und aus dem Land wirft.

      Bos und das lobensteiner Kabinett werden aus diesem Grund die Angelegenheit vorerst noch einmal beobachten und auch andere Regierungen in West-Euridika kontaktieren. Eigenmächtig so viele Menschen einfach “woanders” hin zu schicken wird die warägische Regierung wohl kaum können. Ohne die Gutmütigkeit und die Aufnahmebereitschaft anderer Staaten kann der Jarl diese Problematik nicht aus der Welt schaffen. Eine Situation, der man sich in Warägien möglicherweise nicht ganz bewusst ist.

      “Wir werden die Angelegenheit noch einmal genau im Regierungskabinett besprechen. Weiterhin werde ich persönlich auf andere Regierungen zugehen und aussondieren, ob weitere Staaten an einer friedlichen Lösung interessiert sind. Eine schnelle und kurzfristige Lösung kann ich Ihnen jetzt allerdings nicht präsentieren. Sie werden in dieser Angelegenheit noch etwas Geduld beweisen und unter Umständen noch einmal ein stärkeres Entgegenkommen ausloten müssen.”

      Er hoffte mit dem letzten Satz nicht zu fordernd gegenüber dem Jarl zu wirken, die bisherige Position des Jarls gemäß dem Motto “Jeder Waräger ist ja wohl eine Bereicherung für andere Nationen, also kann man ja wohl mal ein paar Protestanten aufnehmen” war jedoch in Bos’ Augen nicht haltbar. Er lächelte dem Jarl und seiner Delegation entgegen und nahm einen Schluck schwarzen Tee.

      “Dann bedanke ich mich für dieses konstruktive Gespräch. Diese Thematik ist natürlich noch nicht abgeschlossen, wir werden in Zukunft sicherlich noch einmal aufeinander zukommen und hoffentlich eine endgültige Lösung finden. Selbstverständlich sollten wir auch die Option einer multilateralen Konferenz im Hinterkopf behalten.”



      "Ich danke ihnen, Herr Bos. Wir werden selber noch prüfen, was für Möglichkeiten wir noch haben und etwaige Optionen prüfen. Sollten wir noch andere Lösungsansätze sehen, werde ich nochmal auf sie zu kommen und das Gespräch suchen. Mein dank gilt ihnen und ihrem Land, das sie an einer Lösung dieser Problematik interessiert sind."

      Man würde sich also vertagen müssen. Eine Entwicklung, mit welcher der Jarl fast schon gerechnet hatte. Zu groß waren die Unterschieder zwischen warägischer Gesellschaft und dem Rest der Welt. Aber immerhin, man hatte einige Fortschritte machen können.

      Quellen / Badiya